Klaus Kosacks Bonner Wetterhistorie

Wieder ein zu milder Winter und der Sommer erneut zu trocken?

Um Fragen wie diese dreht es sich in Zeiten des Klimawandels immer wieder.

Daher freuen wir uns außerordentlich, Ihnen ab Juni 2020 einen Blick in die jüngere Bonner Wetterhistorie präsentieren zu können.

Die in den Monatsrückschauen aufgeführten Daten stammen von Klaus Kosack, einem regional bekannten Diplom-Geographen und ehemaligen Chef-Statistiker der Stadt Bonn. Für seine Erhebungen greift Klaus Kosack auf die aktuellen Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und Daten aus seiner Wetterhistorie zurück.

 

Das Bonner Wetter im Jahre 2019: Drittwärmstes Jahr seit 1895 - 40 °C- Marke übertroffen

Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch das Jahr 2019 wärmer als normal - dieses Fazit zieht der ehemalige Chefstatistiker der Stadt, Klaus Kosack für den Wetterverlauf des vergangenen Jahres. Es war das drittwärmste Jahr seit Beginn der Bonner Wetteraufzeichnungen ab 1895. Dabei greift er auf Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und aus seiner eigenen Datenbank zurück.

Ein weiteres zu warmes, nasses und diesmal sehr sonnenscheinreiches Jahr- das ist kurz die Witterungs-Charakteristika des grade abgelaufenen Jahres 2019. Im Jahresdurchschnitt wurden 12,4 Grad Celsius, das sind 2,0 Grad Celsius mehr als im langjährigen Mittel, gemessen. Damit belegt das Jahr 2019 den Platz 3 unter den 125 Beobachtungsjahren. Das wärmste Jahr war bisher 2018 mit 12,9 Grad Celsius. Das kühlste Jahr der letzten 125 Jahre war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Celsius. In den letzten dreißig Jahren gab es nur drei Jahre - zuletzt 1996- mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von 11 Grad Celsius und mehr.

Nur der Mai 2019 war kühler als "normal", der mit 1,1 Grad Celsius hinter seinem Soll hinterher hinkte. Alle anderen Monate waren wärmer als normal. Die höchsten positiven Abweichungen gab es diesmal im Juni, der über 4,7 Grad Celsius über seinem langjährigen Mittel lag. Der Juni war der wärmste Monat seit 1895.

Der heißeste Tag war im Jahre 2019 der 25. Juli, wo nachmittags die Bonner bei 41,9 Grad Celsius schwitzten mussten. Auch der 24. und 26. Juli überschritten die 40°C- Marke. Am 21. Januar wurde mit minus 7,3 Grad Celsius die tiefste Temperatur des ganzen Jahres gemessen. Im Vorjahr wurden folgende Extremwerte gemessen: Höchste Temperatur: 39,1 Grad Celsius (7.August) und tiefste gemessene Temperatur minus 8,6 Grad Celsius am 18. Januar. Die Extremtemperaturen der letzten 125 Jahre wurden am 25. Juli 2019 mit 41,9 Grad Celsius und am 27. Januar 1942 mit minus 23,8 Grad Celsius registriert.

An 24 Tagen (2018: 31) kletterte die Quecksilbersäule über die 30 Grad Celsius -Marke, 70 (99) Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius im Schatten konnten notiert werden. Auf der anderen Seite gab es 25 (39) Frosttage (Minimum unter 0 Grad Celsius). 2019 gab es zwei Eistage (Maximum unter 0 Grad Celsius), ebenso wie 2018.

Zuletzt hat es im Frühling 2019 am 19. März gefroren, der erste Frost im zweiten Halbjahr wurde erst am 31. Oktober gemessen. Damit betrug die frostfreie Periode 226 (Vorjahr: 241) Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren; den letzten Frost in einem Mai- Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius wurden zwischen dem 19. April und 13. Oktober beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 177 Tage, 14 Tage weniger als 2018.

Das höchste Tagesmittel wurde am 25. Juli mit 32,0 Grad Celsius (2018: 29,8 Grad Celsius am 7. August) registriert, während am 21. Januar das niedrigste Tagesmittel minus 3,7 Grad Celsius (2018: minus 5,9 Grad Celsius am 28.02.) gemessen wurde. Sieben Tropennächte (Minimum >20 Grad Celsius) wurden 2019 beobachtet, im Vorjahr war es einer weniger.

Die Sonne schien insgesamt 1.833 (2018: 2.003) Stunden, 170 Stunden weniger als im Vorjahr. Das ist Platz vier in 50 Beobachtungsjahren. Damit übertraf die Sonne um 291 Stunden ihr langjähriges Soll. Nur die Monate Januar, März, Mai und Oktober schafften das Monatssoll nicht. Der trübste Monat des Jahres war diesmal der Oktober, der grade 84 Prozent seines Solls schaffte. Am längsten schien die Sonne mit 320 Stunden im Juni.

Nach den vielen feuchten Jahren seit 2003 öffnete Petrus seine Schleusen im letzten Jahr wieder etwas mehr: An 192 (Vorjahr 153) Tagen fielen insgesamt 675 Liter pro Quadratmeter (607 Liter pro Quadratmeter) Niederschläge, 5 Prozent über dem langjährigen Mittel. Dies ist Platz 60 in der 172jährigen Chronik der Stadt. Damit fielen 31 Liter pro Quadratmeter mehr als im langjährigen Mittel. Zu feucht waren die Monate Januar, März, Mai, Oktober, November und Dezember, wobei der Oktober sein Soll um 115 Prozent übertraf. Die höchste Tagessumme an Niederschlägen kam im Jahre 2019 am 18. August mit 23,2 Litern pro Quadratmeter herunter. Im Vorjahr 2018 wurde das Tagesmaximum am 23. September mit 46,9 Litern pro Quadratmeter gemessen. Die Starkregentage häufen sich: Wurden 2012 noch 18 Tage beobachtet, wo es mehr als 10 Liter innerhalb 24 Stunden regnete, stieg die Zahl der Starkregentage 2014 auf 25, 2016 gar auf 28. Im letzten Jahr waren es 20 Tage.

2019 wurden 20 (11) Sturmtage registriert, am 10. März wurde mit 64 Kilometern pro Stunde die stärkste Windbö gemessen.

Auch wenn das Jahr 2019 mit seinen Werten gegenüber dem Vorjahr ähnlich dasteht, reiht es sich dennoch in die Beobachtungen der letzten Jahre ein: Die zu warmen Jahre häufen sich, sie sind meistens auch zu feucht.

Seit 1895 haben sich die Jahrestemperaturen um 2,0 Grad Celsius im Mittel erhöht, auch die Jahresniederschläge liegen heute um rund 150 Liter pro Quadratmeter höher. Das letzte Jahr mit weniger als 500 Liter pro Quadratmeter Jahresniederschlag gab es im Jahre 1976. Kurz: Auch in Bonn ist der Klimawandel angekommen.

Inhaltlich verantwortlich: Klaus Kosack, Annaberger Str. 212, 53175 Bonn