Klaus Kosacks Bonner Wetterhistorie
Wieder ein zu milder Winter und der Sommer erneut zu trocken?
Um Fragen wie diese dreht es sich in Zeiten des Klimawandels immer wieder.
Daher freuen wir uns außerordentlich, Ihnen ab Juni 2020 einen Blick in die jüngere Bonner Wetterhistorie präsentieren zu können.
Die in den Monatsrückschauen aufgeführten Daten stammen von Klaus Kosack, einem regional bekannten Diplom-Geographen und ehemaligen Chef-Statistiker der Stadt Bonn. Für seine Erhebungen greift Klaus Kosack auf die aktuellen Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und Daten aus seiner Wetterhistorie zurück.
2021 war ein Jahr der Extreme
Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch das Jahr 2021 wärmer als normal. Nicht so warm wie die Vorgängerjahre, dafür aber deutlich regenreicher.
Ein weiteres zu warmes, zu nasses Jahr – dies ist kurz die Witterungs- Charakteristik des gerade abgelaufenen Jahres 2021. Im Jahresdurchschnitt wurden 10,9 Grad Celsius gemessen, das sind 0,6 Grad Celsius mehr als im langjährigen Mittel. Damit war das Jahr 2021 wieder etwas normaler. Das kühlste Jahr der letzten 127 Jahre war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Celsius. In den letzten 30 Jahren gab es nur drei Jahre – zuletzt 1996 – mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von elf Grad Celsius und mehr. Spitzenreiter aber bleibt das Jahr 2020 mit 13,0 Grad Celsius.
Fast alle Monate des Jahres waren wärmer als normal, nur der April und Mai schafften nicht ihr Soll. Der wärmste Monat war diesmal der Juni, der mit 20,3 Grad Celsius der drittwärmste Juni in 127 Jahren war. Der heißeste Tag des Jahres war der 17. Juni, wo nachmittags die Bonner bei 34,8 Grad Celsius schwitzen mussten. Eher ungewöhnlich war die Wärmewelle an den letzten beiden Dezembertagen, die neue Höchstwerte für diese Tage bescherten. Am 10. Februar wurde mit minus 9,8 Grad Celsius die tiefste Temperatur des ganzen Jahres gemessen. Im Vorjahr wurden folgende Extremwerte gemessen: Höchste Temperatur: 38,5 Grad Celsius (8. August) und tiefste gemessene Temperatur minus 4,4 Grad Celsius am 30. November. Die Extremtemperaturen der letzten 127 Jahre wurden am 25. Juli 2019 mit 41,9 Grad Celsius und am 27. Januar 1942 mit minus 23,8 Grad Celsius registriert.
Nur an 5 Tagen (2020: 26) kletterte die Quecksilbersäule über die 30-Grad-Celsius-Marke (alle im Juni), 64 (75) Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius im Schatten konnten notiert werden. Auf der anderen Seite gab es 36 (17) Frosttage (Minimum unter 0 Grad Celsius). 2021 gab es 3 mEistage (Maximum unter 0 Grad Celsius), 2020 gab es keinen. Zuletzt hat es im Frühling 2021 am 13. April gefroren, der erste Frost im zweiten Halbjahr wurde am 11. November gemessen. Damit betrug die frostfreie Periode 230 (Vorjahr: 241) Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren; den letzten Frost in einem Mai- Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius wurden zwischen dem 30. März und 14. September beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 168 Tage, genauso lange wie 2020.
Die Sonne schien insgesamt 1.684 (2020: 2.013) Stunden, 330 Stunden weniger als im Vorjahr. Das ist Platz 13 in 53 Beobachtungsjahren. Damit übertraf die Sonne um 180 Stunden ihr langjähriges Soll. Nur die Monate Januar, Mai und Juli schafften das Monatssoll nicht. Der trübste Monat des Jahres war diesmal der Januar, der grade 43 Prozent seines Solls schaffte- ein neuer Negativ-Rekord für Januar. Am längsten schien die Sonne mit 248 Stunden im Juni.
2021 war ein zu nasses Jahr: An 182 (Vorjahr 169) Tagen fielen insgesamt 833 Liter pro Quadratmeter (600 Liter pro Quadratmeter) Niederschläge, 29 Prozent über dem langjährigen Mittel. Dies ist Platz 14 in der 174-jährigen Regen-Chronik der Stadt. Nur die Monate Februar, April und alle drei Herbstmonate waren zu trocken. Das Unwetter am 14. Juli bescherte Bonn neue Rekorde: 139 Liter pro Quadratmeter Tagesmenge und 222 Liter im Monat Juli. Beides sind neue Rekorde für Bonn. Es gab 20 Starkregentage 2021, 4 mehr als 2020. Die hohen Niederschläge im Juli bewirkten auch einen neuen Monatsrekord Rheinpegel. Mit 7,71 m wurde im Juli ein noch nie so hoher Pegelstand seit 1901 erreicht.
2021 wurden 37 (14) Sturmtage registriert, am 4. Mai wurde mit 79 Kilometern pro Stunde die stärkste Windbö des ganzen Jahres gemessen.
Das Jahr 2021 konnte mit seinen Werten gegenüber den Vorjahren etwas das Regendefizit der Vorjahre ausgleichen und war kühler als die Vorjahre, dennoch reiht es sich dennoch in die Beobachtungen mder letzten Jahre ein: Die zu warmen Jahre häufen sich, sie sind häufig auch zu feucht (außer den letzten drei Jahren) und sonnenreich. Zu guter Letzt hat auch 2021 Bonn eine Reihe Rekorde beschert.
Inhaltlich verantwortlich: Klaus Kosack, Annaberger Str. 212, 53175 Bonn