Klaus Kosacks Bonner Wetterhistorie

Wieder ein zu milder Winter und der Sommer erneut zu trocken?

Um Fragen wie diese dreht es sich in Zeiten des Klimawandels immer wieder.

Daher freuen wir uns außerordentlich, Ihnen ab Juni 2020 einen Blick in die jüngere Bonner Wetterhistorie präsentieren zu können.

Die in den Monatsrückschauen aufgeführten Daten stammen von Klaus Kosack, einem regional bekannten Diplom-Geographen und ehemaligen Chef-Statistiker der Stadt Bonn. Für seine Erhebungen greift Klaus Kosack auf die aktuellen Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und Daten aus seiner Wetterhistorie zurück.

 

2022 war zu warm, zu trocken und sonnenscheinreich

Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch das Jahr 2022 viel wärmer als normal. Es war das wärmste Jahr (zusammen mit 2020) seit 1895.

Ein weiteres zu warmes, zu trockenes Jahr gewürzt mit sehr viel Sonnenschein - dies ist kurz die Witterungs- Charakteristik des gerade abgelaufenen Jahres 2022. Im Jahresdurchschnitt wurden 13,0 Grad Celsius gemessen, das sind 2,6 Grad Celsius mehr als im langjährigen Mittel. Damit war das Jahr 2022 das wärmste Jahr seit 1895. Das kühlste Jahr der letzten 128 Jahre war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Celsius. In den letzten 30 Jahren gab es nur drei Jahre - zuletzt 1996 - mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von elf Grad Celsius und mehr. Spitzenreiter aber sind die Jahre 2020 und 2022 mit 13,0 Grad Celsius.

Alle Monate des Jahres waren wärmer als normal, wobei der August und Oktober neue Spitzenwerte seit 1895 brachten. Der wärmste Monat war diesmal der August, der mit 22,5 Grad Celsius der wärmste August in 128 Jahren war. Der heißeste Tag des Jahres war der 19. Juli, wo nachmittags die Bonner bei 39,0 Grad Celsius schwitzen mussten. Eher ungewöhnlich war die das Weihnachtstauwetter in der letzten Dezemberdekade, die neue Höchstwerte für diese Tage bescherten. Am 16. Dezember wurde mit minus 10,6 Grad Celsius die tiefste Temperatur des ganzen Jahres gemessen. Im Vorjahr wurden folgende Extremwerte gemessen: Höchste Temperatur: 34,3 Grad Celsius (19. Juni) und tiefste gemessene Temperatur minus 9,8 Grad Celsius am 10. Februar. Die Extremtemperaturen der letzten 127 Jahre wurden am 25. Juli 2019 mit 41,9 Grad Celsius und am 27. Januar 1942 mit minus 23,8 Grad Celsius registriert.

An 30 Tagen (2021: 5) kletterte die Quecksilbersäule über die 30-Grad-Celsius-Marke (vom Mai bis September), das ist ein neuer Rekord für Bonn. 86 (45) Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius im Schatten konnten notiert werden. Auf der anderen Seite gab es 32 (36) Frosttage (Minimum unter 0 Grad Celsius). 2022 gab es 5 Eistage (Maximum unter 0 Grad Celsius), 2021 gab es keinen. Zuletzt hat es im Frühling 2022 am 2. April gefroren, der erste Frost im zweiten Halbjahr wurde am 9. Dezember gemessen. Damit betrug die frostfreie Periode 251 (Vorjahr: 210) Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren; den letzten Frost in einem Mai- Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius wurden zwischen dem 9. Mai und 28. Oktober (spätester Sommertag seit 1895) beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 172 Tage, 4 Tage länger als 2021.

Die Sonne schien insgesamt 2.245 (2021: 1.684) Stunden, 561 Stunden länger als im Vorjahr. Das ist der Spitzenplatz in 54 Beobachtungsjahren. Damit übertraf die Sonne um 665 Stunden ihr langjähriges Soll. Alle Monate übertrafen ihr Monatssoll, wobei für den März und August neue Rekordwerte festgestellt wurden. Der trübste Monat des Jahres war diesmal der Januar, der grade 2 Prozent über seinen Solls lag. Am längsten schien die Sonne mit 292 Stunden im August. Im März schien die Sonne mehr als doppelt so lang wie sein Soll.

2022 war ein weiteres zu trockenes Jahr: An 137 (Vorjahr 182) Tagen fielen insgesamt 593 Liter pro Quadratmeter (832 Liter pro Quadratmeter) Niederschläge, 8 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Dies ist Platz 116 in der 175 jährigen Regen-Chronik der Stadt. Extrem nass war der September, wo mehr als doppelt so viel Regen fiel, wie normal. Auf der anderen Seite fielen im Juli (26 Prozent) und August (12 Prozent) sehr wenig Regen. Der September glich das ein wenig aus. Es gab 15 Starkregentage 2022, 5 weniger als 2021, wobei je 3 im Mai und September festgestellt wurden.

2022 wurden 10 (34) Sturmtage registriert.

Das Jahr 2022 war wie die Jahre 2018 bis 2020 ein zu warmes und trockenes Jahr, was sich auch zunehmend auf die Natur auswirkt. Zu guter Letzt hat auch 2022 uns in Bonn eine Reihe Rekorde beschert.

Seit 1895 haben sich die Jahrestemperaturen um mehr als 2,0 Grad Celsius im Mittel erhöht, auch die Jahresniederschläge liegen heute um rund 150 Liter pro Quadratmeter höher. Kurz: Auch in Bonn ist der Klimawandel angekommen.

Inhaltlich verantwortlich: Klaus Kosack, Annaberger Str. 212, 53175 Bonn