Klaus Kosacks Bonner Wetterhistorie
Wieder ein zu milder Winter und der Sommer erneut zu trocken?
Um Fragen wie diese dreht es sich in Zeiten des Klimawandels immer wieder.
Daher freuen wir uns außerordentlich, Ihnen ab Juni 2020 einen Blick in die jüngere Bonner Wetterhistorie präsentieren zu können.
Die in den Monatsrückschauen aufgeführten Daten stammen von Klaus Kosack, einem regional bekannten Diplom-Geographen und ehemaligen Chef-Statistiker der Stadt Bonn. Für seine Erhebungen greift Klaus Kosack auf die aktuellen Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und Daten aus seiner Wetterhistorie zurück.
Bonner Sommer 2021: Drittfeuchtester Sommer aller Zeiten
Sicher ist den Lesern das Unwetter vom 14. Juli noch in Erinnerung: An diesem Tag kamen 130,6 Liter pro Quadratmeter herunter und damit gab es ein neuer Tagesrekord in 173 Jahren. Entsprechend stellte der Juli eine neue Monatshöchstmarke an Niederschlägen seit Januar 1848 auf, insgesamt fielen 232 Liter Regen pro Quadratmeter. Dies stellte der ehemalige Chefstatistiker der Stadt Bonn, Klaus Kosack, anhand seiner Aufzeichnungen fest.
Das Temperaturmittel in Bonn lag im gesamten Sommer 2021 bei 19,3 Grad Celsius (2020: 20,5 Grad Celsius). Der Sommer 2021 war damit gegenüber dem langjährigen Mittel um 1,4 Grad Celsius zu warm und schaffte damit den 17. Platz unter allen Sommern seit 1895. Nur zwei der Sommer (2000 und 2004) in den letzten zwanzig Jahren lagen unter dem langjährigen Mittel. Der wärmste Sommer ist nach wie vor der des Jahres 1947, gefolgt vom Sommer 2018. Der kühlste Sommer liegt auch schon 65 Jahre zurück (1956).
Die höchste Temperatur des Sommers und damit des Jahres wurde am 17. Juni mit 34,8 Grad Celsius registriert. Damit gab es in diesem Jahr noch keinen sehr heißen Tag mit über 35 Grad Celsius. Der kühlste Tag des Sommers 2021 war der 13. Juni mit 9,6 Grad Celsius. Das war auch der einzige Tag unter der 10 Grad-Marke im Sommer. Insgesamt wurden 4 (2020: 24) heiße Tage (Maximum >30 Grad Celsius) und 39 (2020: 53) Sommertage (Maximum >25 Grad Celsius) registriert. Im vorigen Sommer wurden maximal 38,5 Grad am 8. August und minimal 8,8 Grad Celsius am 8. Juni gemessen. Zudem mussten die Bonner in zwei Tropennächten (Minimum > 20 Grad Celsius) auch nachts schwitzen. 2020 gab es neun Nächte mehr. Der wärmste Sommermonat war der Juni, gefolgt vom Juli und August, wobei die letzten beiden Monate keinen Tropentag aufwiesen. So etwas gab es zuletzt im Bonner Sommer 1965.
Alle drei Monate waren zu nass. Insgesamt fielen 396 Liter Regen je Quadratmeter, das sind für einen Sommer 184 Liter zu viel und ist Platz drei in der 174-jährigen Bonner Regengeschichte. Schon heute ist (688 mm) mehr Regen gefallen als im jeden der drei letzten Jahre zusammen, wobei im Juli drei Mal mehr Regen fiel als normal. Dagegen blieb der Sommer 2020 mit 175 Litern unter dem Sommer Soll von 215 Litern. Zum Vergleich: Im feuchtesten Bonner Sommer 2007 fielen 434 Liter, 38 Liter mehr als in diesem Sommer. Der trockenste Sommer liegt schon 38 Jahre (67 Liter pro Quadratmeter) zurück.
Das im Sommer übliche Soll an Sonnenschein von 578 Stunden wurde in Bonn diesmal um 14 Stunden unterschritten (d.s. minus 2,5 Prozent). Insgesamt schien sie 564 Stunden. Am längsten schien die Sonne im Juni mit 248 Stunden. Damit schaffte der Sommer nur den Platz 36 in 53 Jahren, wobei der trübste Monat der August war. In diesem Monat gab es nur 146 Stunden Sonne, weniger als in allen Monaten seit März zusammen. Nach den sonnenreichen letzten drei Jahren war der Sommer 2021 ein gefühlter Rückschritt.
Die letzten drei Sommer werden wohl als heiße und trockene Sommer in die Bonner Geschichtsbücher eingehen, mit sichtbaren Spuren in der Vegetation, wie z.B. verdorrte Bäume, braune Blätter usw. Dagegen war der Sommer 2021 aber nicht zu kühl, sondern "nur" zu nass. Ein sichtbares Zeichen der Klimaänderung?
Inhaltlich verantwortlich: Klaus Kosack, Annaberger Str. 212, 53175 Bonn